Demokratisches Bürgertum trotz Medienflut – Eine Konferenz sucht nach Antworten

Media & Learning 2Die Media & Learning Konferenz der Europäischen Kommission war auch im sechsten Jahr ihres Bestehens gut besucht. 290 Teilnehmer aus 30 Ländern informierten sich auf der Tagung am 10. und 11. März über neuste wissenschaftliche Erkenntnisse über das Lernen mit und über Medien. Roberto Viola, einer von zwei stellvertretenden Leitern der Generaldirektion Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologien der Europäischen Kommission, die dem  Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft der Europäischen Kommission Günter Oettinger zugeordnet ist, eröffnete die Media & Learning-Tage mit einem deutlichen Appell an die Anwesenden in seiner Eröffnungsrede.

Mediendreieck aus Forschung&Lehre, Produzenten und Konsumenten hat sich überholt

Nachdem das bisherige Dreieck der Medienakteure aus Forschung & Lehre, Medienproduzenten und -konsumenten in der neuen Medienwelt aufgehoben sei, unterstrich er die steigende Bedeutung der Quellenprüfung. Wo sich heute jeder Bürger und jede Interessensgruppe leicht im Netz Gehör verschaffen und auch Propaganda betreiben könne, würde die journalistische Pflicht zu verantwortungsvoller Recherche immer mehr an Bedeutung gewinnen. Um Journalisten bei dieser Arbeit zu helfen wies Viola auf das Forschungsprojekt REVEAL hin. Mit finanzieller Unterstützung der EU arbeiten hier Wissenschaftler daran, Datenverbindungen und -ströme hinter Nachrichten in sozialen Medien sichtbar zu machen, um publizistische Beweggründe und Informationsstrukturen anhand von Datenanalysen sichtbar zu machen und so die Vertrauenswürdigkeit von Informationen und Quellen zu be- oder wiederlegen.

Roberto Viola machte eindrücklich klar, dass die Medienkompetenz in Zeiten von Medienpropaganda und Informationsflut eine wichtige Fähigkeit darstellt, damit sich Bürger weiterhin am demokratischen Prozess beteiligten und die demokratischen Strukturen unterstützten.

Die Frage, wie man Menschen zu kritischen aber sich dennoch am politischen Prozess beteiligenden Bürgern erzieht, zog sich wie ein roter Faden durch die Konferenz.

Für Jeff Rubenstein, Vice President Product – Learning and Collaboration von Kaltura Open Source Video (US), gehe dies nur über eine deutliche Verbesserung in der Medienbildung in Schulen und Universitäten. Anhand eines Videoprojekts zeigte er auf, wie diese Qualitätssteigerung erreicht werden könnte. Seiner Meinung nach reiche die Vervielfachung der Lernoptionen z. B. durch Webinare und Online-Kurse dafür nicht aus. Da Lernen mehr mit der Ausbildung der eigenen Persönlichkeit und weniger mit reiner Informationsaufnahme zu tun habe, würde die Vereinfachung des Lernzugangs nicht automatisch bessere Bildungsergebnisse erzielen.

„Education is not a content delivery problem but a human development problem.”

Insofern gelte es, Menschen von reinen Medienkonsumenten zu kompetenten Medienproduzenten zu machen. Deshalb gehe es bei dem von ihm vorgestellten Videoprojekt einerseits darum, sich menschliche Verhaltensweisen durch die Analyse eines Rollenspiels bewusst zu machen. Im Anschluss daran müssten die Studenten jedoch selbst ein solches Rollenspiel inklusive der psychologischen Komponenten entwickeln, das dann von den anderen Kursteilnehmern absolviert werden müsse. Auf diesem Weg erhielten die Studenten nicht nur theoretisches, sondern auch praktisches Wissen, das ihnen die Schwierigkeiten und Besonderheiten bei der Medienproduktion im Hinblick auf kritische Zielgruppen bewusste mache.

Lernen müsse laut Jeff Rubenstein möglichst interaktiv sein und den Zwang beinhalten, sich selbst mehr einzubringen. Er wies überdies auf eine Studie hin, die seine Firma Kaltura, ein amerikanisches Unternehmen für Video-Software, das sich auch in den Bereichen Medienbildung und Nutzung von Bewegtbild zu Lernzwecken und zur Schulung von Medienkompetenz engagiert, jährlich durchführt. Mit einer E-Mail an info@kaltura.com kann die Studie „The State of Video in Education“ kostenlos angefordert werden, in der auch Abfragen zum Thema Medienfähigkeiten von Schülern und Lehrern enthalten sind.

Die oben genannten Reden sind hier abrufbar. Weitere Inhalte und Ergebnisse der Konferenz werden dort Anfang April verfügbar sein.

 

 

 

 

 

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